Was ich noch sagen wollte ..... !

Eine Geschichte aus dem wahren Leben ist es, eine ganz persönliche und doch so vergleichbar. Ich will ihnen die Geschichte erzählen wie ich von passiven Demokraten zum aktiven wurde mich dann aber wieder enttäuscht zurück zog .

Es ist ein wenig meiner Erziehung geschuldet das die Neigung sich raus-zuhalten sich immer wieder durchsetzte. Einer bürgerlichen Logik,die im wesentlichen mit drei Grundweisheiten auskam

  • gesundes Misstrauen

  • gesunder Respekt

  • gesunde Härte

Vermochte ich mich auch nie damit zu identifizieren war/ist sie doch eingebrannt in mir tief unter der Haut.

Als gebranntes Kind voller Widersprüche so machte ich mich erst spät auf den Weg.

Auf einen Weg nach dem demokratischen ebenso wie nach der eigenen Identität.

Den alten „gesunden“ Werten entwachsen trat ich in eine Welt ein voller Wahrheiten und jeder schien im Besitz der Absoluten zu sein !


Ich hatte meine jungen Jahre schon hinter mir gelassen als ich (ein bisschen der Not geschuldet) mein Ehrenamt als Delegierter bei der Gewerkschaft annahm. Da ich zu dieser Zeit erwerbslos war und ich nur durch den Rechtsbeistand der NGG im Vorfeld noch meinen Lohn und ein vernünftiges Zeugnis erhielt war es nur recht und billig hier etwas zurück zu geben. Nicht zuletzt aber auch eine Chance sich von eigener Prägung zu befreien und zu neuen Horizonten aufzubrechen.

Der Not geschuldet diesbezüglich weil von mehreren Hundert zur Wahl geladenen nur eine handvoll Mitglieder kamen und offenbar die einen schlechte Erfahrungen gemacht hatten, die anderen keine Lust verspürten. So kam ich als Quereinsteiger unverhofft zu einem Amt.

Es dauerte nicht lange bis ich zur ersten Sitzung geladen war zwecks der Wahl div. Funktionsträger. Zwischen Erwartung und Ungewissheit machte ich mich auf den Weg.In einem angemieteten Saal traf ich dann erstmals auf zirka hundert Kollegen plus den Offiziellen.

Wenig später wurde die Sitzung eröffnet. Die Vorsitzenden hielten eine kurze Eröffnungsrede bei der ich unter anderen erfuhr das meine Branchengewerkschaft einen Organisationsgrad von ca. 3-4% bei den Arbeitnehmern aufwies und das Durchschnittsalter der Delegierten bei 56 Jahren +X lag. Stimmkarten wurden verteilt um per Zeichen die organisatorischen Amtsträger zu wählen. In einer ausgehändigten Liste waren Amt und mögliche Kandidaten aufgeführt. Etwas unsicher hob ich die Hand: Entschuldigen sie bitte verlautete ich, aber ich kenne die alle nicht, das sind nur Namen auf einen Blatt Papier für mich !

Man sah mich ein wenig ratlos an als hätte man meine Frage nicht verstanden, nach einer kurzen internen Beratung kam ein offizieller auf mich zu und erklärte mir das dass alles anständige Leute sind und ich einfach für irgendeinen die Hand heben solle. So begab es sich das ich bereits bei meiner ersten Sitzung in den Widerstand ging und meine Stimme verweigerte. Mit erschrecken nahm ich zur Kenntnis das man mit dieser Wahl keinen demokratischen Anspruch verband.

Doch bereits in der zweiten Sitzung stellte ich fest das mein Protest wohl doch nicht ohne Wirkung blieb da sich ein Kollege meinem persönlichen Streik anschloss und Stimmenthaltungen bis dato hier nicht üblich waren stellten sich nun im zweiten Teil der Wahl die Kandidaten offiziell vor. Ich konnte nun den Namen einem Gesicht und einer Stimme zuordnen – Immerhin !


Als Vertreter der Erwerbslosen und Betroffener hatte ich nun zum einen eine Aufgabe, zum anderen ein unendliches „Spielfeld“ auf dem ich mich abarbeiten konnte . Mit einer Jetzt-aber-los-Stimmung stürzte ich mich in meine neue Aufgabe!

Doch etwas stimmte nicht, erst war es nur ein Gefühl eine Ahnung vielleicht . Eine seltsame Stille herrschte bei jenen Sitzungen die nun regelmäßig stattfanden, eine art stille Übereinkunft. Man kennt sich, man respektiert sich, man arrangierte sich, im Kreis altgedienter sprach man meist nur in den Pausen im leichten Ton über die eigene Wahrnehmung und manches was ich im Bezug auf meine Klientel zu hören bekam war mir aus den Printmedien nur allzu bekannt. Routiniert wurde das Programm abgearbeitet und die Frage nach Anträgen scheinbar nur pro forma gestellt.

Wie ich im weiteren Verlaufe erfuhr mußten diese schriftlich Eingereicht werden wo sie dann mit Verweis auf „die“ Delegierten vom Tisch gewischt wurden. Mir als Frischling aber war die Sache zu wichtig am mich hier alten Traditionen zu beugen. So beschloss ich nach dem ich mit einem Dutzend Anträgen im Hinterzimmer gestrandet war mich in einer neuen Ausdrucksform zu üben.


Es waren zirka zwei Jahre vergangen als meine jetzt-aber-Stimmung langsam kippte und sich in ein so-nicht-Gefühl verwandelte, aber ich war immer noch nicht bereit aufzugeben. In dieser Zeit bot sich mir die Gelegenheit in einer nahen Volkshochschule an einem Rhetorikkurs teilzunehmen.

Ein wichtiger Schritt vor dem Hintergrund das ich in meinem sozialen Umfeld bis dato ja auf das Erdulden können fixiert war. Wie sich erwies ein Kurs der vorwiegend von einem bildungsnahen Klientel besucht wurde. Als Vertreter der Arbeiterklasse dem eine gewisse gewisse Leseschwäche nicht abzusprechen war stand ich nun hier erst mal in der Bewertung.

Von mir selbst erstaunt stellte ich jedoch fest das mich dieses in keinster weise beeindruckte; ich hatte ein Ziel !

Stets der erste der sich einer neuen Übung stellte, manchmal der erste der Scheiterte aber nie im Zweifel. Am ende fast ein kleiner Star nachdem ich als vermeintlich unterprivilegierter eine leidenschaftliche Rede über soziale Ethik im Hinblick auf die Hartz-Gesetze hielt. So moralisch gestärkt trat ich erneut an um das zu tun was ich als meine Aufgabe empfand. Ich wagte es und reichte eben diese Rede ein um mich damit meinen Kollegen zu stellen, nie mehr wollte ich akzeptieren das meine Stimme im Hinterzimmer ungehört verhallt! Die Antwort hierauf war diplomatisch zurückhaltend und sehr ernüchternd . Man deutete mir das auch ein Offizieller seine erste Rede halten würde und meine nun wie ein Schwertransporter vor einem PKW stehen würde. Letzt endlich ging es als doch nicht um die Sache sondern um persönliche Empfindlichkeiten. Ich jedoch war nicht mehr bereit meiner Gewerkschaft ein Alibi zu geben und mich zum demokratischen Abnicken einzufinden und legte nun mein Amt nieder.



P.S.:

...um Missverständnissen vorzubeugen, ich halte funktionierende Gewerkschaften heute für wichtiger den je, aber wo Traditionen gepflegt werden und der demokratische Diskurs auf der Strecke bleibt muß unser Widerstand Pflicht sein !             

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