Ein Gefühl der Ohnmacht

 

 

 

 

 

 

 

Nun also ist es geschehen, Ausschreitungen mit einem Maß an Zerstörung wie wir sie sonst nur aus Krisengebieten kennen, haben die erste deutsche Großstadt erreicht.

Im Rahmen des G 20 Treffens, das unabhängig vom Unbehagen der Einwohner mitten in Hamburg stattfindet, gerät der demokratische Protest, im Schatten eines gewaltbereiten Mops immer mehr aus dem Fokus. Blinde Zerstörungswut trifft jetzt auf ein massives Polizeiaufgebot und mit zunehmender Intensität fragt man sich, als Bürger wo die Verhältnismäßigkeit geblieben ist?
Sei es der finanzielle Aufwand, mit der diese Veranstaltung in Hamburg begleitet werden  muß, sei es das Maß der Gewalt mit dem in das öffentliche Leben und in die Freiheitsrechte unbeteiligter eingegriffen wird.
Verbarrikadierte Häuser, brennende Autos und geplünderte Geschäfte sind aber auch ein Zeichen einer Gesellschaft, für die Gewalt immer häufiger ein legitimes Mittel ist. Einer Gesellschaft in der Donald Trump und Amerika first für ein System steht in der eine egomanische Gesellschaft ein Ich-zuerst vertritt.
Einer Gesellschaft die am unteren Ende über brennende Luxus-Autos jubelt oder die sich am anderen Ende nicht nur über Volkes Willen, sondern auch immer häufiger über geltendes Recht hinwegsetzt.
Aber nicht nur vor diesem Hintergrund macht sich bei mir eine zunehmende Ohnmacht breit,
vielmehr ist es das Gefühl, das diese Gesellschaft demokratische Grundprinzipien und sozialen Humanismus einer oberflächlichen Erlebniskultur opfert, das mich umtreibt.
Denn was sagt es über eine Gesellschaft aus, wenn sie auf breiter Front aufgeregt über brennende Autos diskutiert (..und Fototouristen sich über spektakuläre Bilder freuen!), während im Hintergrund fast unbemerkt die Nachricht über den Ticker läuft, das sich in einem anderen Forum fast 90 000 Personen auf einer Internetseite angemeldet haben, in der Kinder (..teilweise auf Bestellung) Vergewaltigt, Mißhandelt und gedemütigt wurden.

Ich nehme mit zunehmender Ohnmacht zur Kenntnis, das der demokratische Wandel, der das Ende des 20.Jh.  geprägt hat, in diesem Jahrhundert zunehmend  in den Schatten des Faustrechts verschwindet.
Meine Ohnmacht nährt sich von der Erkenntnis, das ein demokratisches System auf die Dauer nicht überleben kann, in einer Gesellschaft in der das Recht des Stärkeren dominiert.
Sei es im Kampf um Marktanteile, sei es in einem staatl. Gewaltmonopol oder im Kampf um die Meinungshoheit. In einer Logik, in der wir immer leichtfüßiger den Boden des demokratischen Rechtsstaats verlassen.
Vielleicht, (so denke ich manchmal) lege es mehr in der Verantwortung des Staates (aber auch der Gesellschaft) der nächsten Generation einen ethischen Kompass und ein faires System zu hinterlassen, als einen schuldenfreien Haushalt und eine digitale Zukunft.